Und eine Wasseruhr Bergtheimer Kohlkreise

Gesellschaft

Was hinter einem unscheinbaren Google Maps - Sateliten Bild stecken kann.

Feldtag in Bergtheim, August 2016.
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Feldtag in Bergtheim, August 2016. Foto: Verum (CC-BY-SA 3.0 unported - cropped)

24. April 2024
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Da geht was ab im beschaulichem Bergtheim. Diese Kohlkreise haben mich schon immer fasziniert. Stellt sich heraus das sie Teil einer interessanten Geschichte sind. Sie wurden wahrscheinlich durch Nutzung des aus der Presse weltbekannten Uhrmacherbrunnens gespeist.

Naja die Geschichte kann jeder nachlesen ist ja gut dokumentiert, z.B. hier. Selbst die Politik musste sich damit befassen.

Ach, und Gedichte darüber gibt es wohl auch (hab ich gehört!), aber das ist eine andere Story. Ich spoiler mal das Ende: Denkt Ihr echt ich wüsste wie das ausgeht? Ach ja, und Glückwunsch wenn du das hier liest, dann gibt es doch noch Hoffnung für die Welt!

Natürlich dank der hervorragenden und unermüdlichen Arbeit der von uns Steuerzahlern finanzierten Behörden, der Polizei und Staatsanwaltschaft die Tag ein und aus für uns und die Gerechtigkeit auf der Welt kämpfen. Wie ich zu meinem Schluss komme? Ich versuch mich kurz zu fassen. Wenn man mit ein paar Bauern, die Brunnen in der Gegend haben, spricht, erfährt man relativ schnell, dass diese Brunnen aufgrund der Bescheide zur Wasserentnahme (ja das darf nicht jeder so einfach. Muss erst beantragt werden.) quasi voll überwacht werden müssen.

In der Praxis sieht das so aus, das da wohl eine Sonde installiert ist die stündlich den Wasserstand protokolliert. Dazu natürlich eine Wasseruhr anbringen (sonst würdest du das hier jetzt nicht lesen) die zum einen regelmässig abgelesen und die Zählerstände an irgend ein Amt geschickt werden muss. Die Wasseruhren sollen wohl auch mehr (oder weniger) regelmässig von einer Behörde unangekündigt kontrolliert werden.

Ach ja und diese “Sondendaten” werden auch an ein Amt geschickt. Daher denke ich mal das sich das relativ schnell ausschliessen liess. “Ich hab aus versehen 1.8 Mio. Liter Wasser in den Brunnen gepumpt” (und das in 2 Tagen, ey die Leute lachen sich heute noch scheckig, echt!) Naja, vielleicht war die Sonde ja defekt oder die Batterie leer. Soll vorkommen habe ich gehört.

Das ist ja aber nicht der einzige Brunnen in der Gegend also wurden bestimmt auch die Daten der umliegenden ausgewertet und überprüft. Nicht dass die durch das viele zusätzliche Wasser im Grund beschädigt worden sind. Sorry, ich bekomme die Geschichte einfach nicht aus dem Kopf. Mich als technisch Begeisterter würde schon mal interessieren wie so etwas aussieht. Und siehe da, wenn man mal lieb fragt bekommt man auch mal so ein paar Datenklumpen. (Da braucht es nicht mal eine Uniform oder Visitenkarte eines Staatsanwaltes.)

So, 9.000 Zeilen in einer Exceltabelle schrecken schon ab. Kein Wunder das die Behörden nicht mit Auswerten hinterher kommen. Gut, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, also einmal visualisieren bitte: Hmm interessant. Sieht aus wie zu dünne Farbe die die Wand runter läuft... zoom mal bitte ran. Ein bischen besser.

Also wie ich das sehe sind diese langen oder ich sag mal herausstechenden Linien die Zeiten wo etwas gepumpt wurde und der Wasserspiegel logischerweise stark sinkt. Da geht es schon ein paar Meter runter. Und im Sommer ist auch eine ganz schöne Delle die sich zum Jahresende aber ziemlich schnell wieder erholt. Also Lange Ausschläge sind klar. Aber warum ist die Linie im Sommer so zerfressen? Zeig mal. Sieht aus wie Hai-Zähne. Lass mal die Punkte anschauen, da müsste ja jeder Punkt eine Volle Stunde sein.

14.05.22 - 19:44 -> -71 cm
15.05.22 - 08:44 -> -153 cm
15.05.22 - 19:44 -> -71 cm
16.05.22 - 05:44 -> -150 cm

Wenn man mich fragen würde sieht das nach Muster aus. Ein Muster, das sich ab Mitte Juni bis Ende August ziemlich täglich wiederholt. Vielleicht hat das was mit Sonne und Mond zu tun, Ebbe/Flut? Nee, die hat einen Zeitversatz und der Mond scheint auch im Winter. Das kann nur Einbildung sein. Ende August, da war doch was: “Es wurde berichtet, dass die Wasseruhr eines Brunnens am Freitag, den 19.08.2022, 1800 Kubikmeter bzw. 1,8 Mio. Liter Wasser mehr anzeigte als am Sonntag, den 21.08.2022.

Eine Gruppe aufmerksamer Menschen aus dem Agenda 21-Arbeitskreis „Wasser am Limit“ dokumentierte die unterschiedlichen Zählerstände. Am Dienstag, den 23.08.2022, sei der Landwirt, der den Brunnen betreibe, damit konfrontiert worden und habe erklärt, er könne sich das nur so erklären, dass das Wasser in den Brunnen zurücklief. Später ergänzte er laut Bericht der Main-Post vom 30.08.2022 unter dem Titel „Wie kann eine Wasseruhr rückwärts laufen?“, dass das Wasser aufgrund eines fehlgestellten Schiebers in den Brunnen gepumpt worden sein muss, dass die Uhr fehlerhaft aufgehängt war und rückwärts lief.

23.08.22: Mal sehen, da ist nur so ein halber Hai-Zahn. Und am 24.08.22 um 1:30 ist einfach Schluss. Keine Hai-Zähne mehr. Nee ehrlich das kann nicht zusammenhängen! Ab da hat bestimmt der wochenlange Starkregen eingesetzt! Nachdem die Hai-Zähne Weg sind verschwindet auch diese “Sommerdelle” ganz schnell. Frag mich nur warum aus dem Brunnen noch Wasser gepumpt wird. Ach vielleicht haben die so ein Gemüse was später wächst. Oder Sellerie? Den hab ich doch da auch schon auf den Äckern gesehen. Ist das nicht so eine Trockenpflanze die kaum Wasser braucht? Keine Ahnung, ich frag bei Gelegenheit mal einen Bauern – Die stehen ja jetzt öfters auf den Strassen rum. (Schenkelklopfer! gell?)

Abgeschweift, sorry wo waren wir? Gemüse! Ist Kohl ein Gemüse? Ich frag mal Google...

“Fortan muss nicht mehr rund um die Uhr beregnet werden, sondern es können möglichst viele Beregnungsgänge in die windstillen Abend- und Nachtstunden verlegt werden.” sagt der Kohlbauer auf Seite 27.

Dieses Internet verarscht mich doch! Soll ich da jetzt echt rein interpretieren, das die bekannten Bergtheimer Kohlkreise nachts entstehen (zwischen 20 und 6 Uhr) und das aufgrund der Hai-Zähne? Das das alles mit einander verbunden ist wie 2 Brunnen über einen Grundwasserkörper nur weil sie vielleicht am selben Bach stehen? Nein, dem Glauben verweigere ich mich! Da kann es doch bestimmt eine andere Erklärung für geben. (Anwalt fragen?). Nein, da muss es eine Erklärung für geben (Anwalt fragen!).

Ansonsten “könnte” das ja bedeuten das ein “Hai-Zahn” vielleicht doch eine Art Schatten des aus der Presse berühmten Uhrmacherbrunnen (so wird er tatsächlich schon in der Region genannt!) ist. Man “könnte” dann das als Beleg heranziehen das an besagten Tagen doch kein Wasser rein, sonder, wie an vielen anderen Tagen davor, raus gepumpt wurde. Man “könnte” dann daraus auch Rückschlüsse über die tatsächliche Menge an gepumpten Wasser ziehen. Moment...

Ich zähle 58 Hai-Zähne, sagen wir mal 55 belegte Nächte; je ca. 10 h (20:00 - 06:00 Uhr); In der Anfrage an den Landtag stand was von 1,8 Mio. Litern in 2 Tagen, könnte man also sagen ca. 900.000 Liter/Nacht (90.000l/Stunde). Ui mir wird schwindelig. Das sind viele Badewannen voll.

Man “könnte” sogar die einzelnen Tage mit der geschätzten Wassermenge mit dem Stand der Wasseruhr abgleichen, zumindest grob. Moment. Wasseruhr, da war ja was. Und wenn dabei vielleicht auch noch was raus kommt (z.B. das es kein Einzelfall war der mehrmals passiert ist) und jemand wird neugierig und schaut sich evtl. noch andere Brunnen genauer an oder frühere Jahre. Oder, Gott bewahre, dann vielleicht sogar noch Erntemengen/ha mit andern Betrieben und deren Wassergaben vergleicht. (Die vielen Abnehmer von Industriegemüse in der Region führen dazu aber bestimmt kein Buch, das wäre ja albern; und woher soll ein Bauer wissen wieviel von was er wann angebaut hat, das müsste er ja auch jedes Jahr erfassen und melden – das ist nun wirklich nicht zumutbar) – das über die letzten Jahre. Dann noch solche Schlagwörter mit in den Topf werfen wie “Wettbewerbsverzerrung”, “Pachtpreise”, durchatmen. Ich stelle mir das vor und Nein, das will ich nicht!

Die Behörden und Ämter sind eh schon überlastet und ich will nicht das mein Steuergeld in noch mehr Staatsanwälte und Pilotprojekte fliesst. Ausserdem kommt ja bald das langersehnte Allheilmittel “Mainleitung”, das wir Steuerzahler ja grösstenteils finanzieren dürfen (ungefragt). Dann können die Bauern das Wasser, welches sie die meiste Zeit über die Drainagen Richtung Main schicken endlich wieder zurückpumpen und mit ihren Wasser-Kanonen das Grundwasser wieder auffüllen.

In Unterfranken denkt man halt in Kreisläufen! Langsam verstehe ich auch diesen fränkischen Humor. Naja. Ich freue mich wenn es endlich wieder neue Kohlkreise auf Google Maps zu bestaunen gibt!

Karl Kanister